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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 144

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
144 - Mglichkeit und der Ausdruck der hochgesteigerten Empfindung sind uer-licher Pathos, der nur fr den Augenblick packt und blendet. Nur wenige Knstler, die sich von diesen Ausschreitungen fern gehalten haben oder doch nicht vollstndig in ihren Bann geraten sind, verdienen genannt zu werden, so in Italien Stefano Maderna, dessen rhrendes Bild einer jugendlichen Mrtyrerin in der Kirche der hl. Cacilia in Rom von dauerndem Wert ist. Unter den franzfi-schen Bildhauern ragt besonders Puget hervor, der noch im 17. Jahrhundert lebte. Seine Werke beu trotz der bertreibung einen krstigen Eindruck ans. Nennenswert sind seine Atlanten am Hotel de Masken stcrendcr Krieger am Aeugljause zu Izerlin von Schlter. ^'ille in Tonlon, zu deren Darstellung er das Motiv der Bewegung den Lasttrgern ablciusd)te; das chzen dieser Kraftgestalten unter der Wud)t der Last, die ans ihren Schultern ruht, ist wirkungsvoll geschildert. Die Bsten Ludwigs Xiv., berhmter Gelehrter und groer' Staatsmnner gingen aus den Werksttten Rigands, Warins und Dejar-dins herbor. Der grte deutsche Kustler dieses Zeitabsd)nittes ist Andreas Schlter. Bei seinen Werken finden wir keinen leeren Pomp und inhsam angebrachten Glanz; berall herrsdjt eine Kraft, die das Ma der Wahrheit nie berschreitet. Die Masken sterben-der Krieger am Zeughause zu Berlin machen einen ergreifenden Ein-

2. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 226

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
' 3. Die Bildhauerkunst. Auch die Plastik kehrte zu den Muster-schopfnngen des Altertums zurck, und auch fr sie begann mit dem Zeitalter der Renaissance die Zeit der Wiedergeburt. Die Vertreter der Frhrenaissance sind Ghiberti, dessen berhmtes Werk die Brouze-tren mit anmutigen Reliefs am Baptisterinm zu Florenz sind, und Dona-tello, her Schpfer des jugendlichen David" und des hl. Georg". Michelangelo, der Meister dreier Knste, der vornehmste Ver-treter der Hochrenaissance, schuf die kraftvolle Statue des der die Waukelmtigkeit des Judenvolkes erzrnten Moses am Grabmale des Papstes Julius Ii. in der Basilika St. Pietro in Vincoli und die viel bewunderte Pieta in der Peterskirche. Deutschland tritt mit ein in diese allgemeine Bewegung auf dem Gebiete der Bildhauerkunst, und die Grabdenkmler und Sakra-mentshuscheu, die Altre, Kanzeln und Taufsteine, wie die verschiedenen Kirchengerte, die Deutschland in jener Zeit geschaffen hat, gehren zu den besten Kunsterzeugnissen der Renaissance. Adam Krasst schuf die ergreifenden Pafsiousbilder auf dem Wege zum St. Johanneskirch-Hofe und das prachtvolle Sakramentshuschen der St. Lorenz-kirche in seiner Vaterstadt Nrnberg. Sein Landsmann Peter Uon der siebenten Station Adam Kraffts.

3. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 273

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
. 273 Mnzverschlechterungen') und die fleiig betriebene Falschmnzerei hatte der Binnenhandel stark gelitten. Deutschland wurde wieder ein Ackerbauland wie im 13. Jahrhundert. Aus Modesucht, und weil das einheimische Handwerk nicht mehr ans der Hhe stand, wurden die inlndischen Waren nicht mehr geschtzt; man bevorzugte fremde, besonders franzsische und englische Stoffe, wofr groe Summen gezahlt wurden, die dem Vaterlande verloren gingen. Die reichen Handelsstdte Nrnberg, Augsburg und Regensburg siechten langsam dahin; in Augs-brg standen mehr als 2000 Wohnungen leer, und von 6000 Webern hatten nur noch 500 Beschftigung. Wenige Städte nur wie Leipzig und Frankfurt a. M. blieben auf der Hhe und beteiligten sich durch ihre Messen an dem Welthandel, der im brigen vollstndig in den Hnden der Auslnder lag. Am traurigsten sah es auf dem Lande ans. Wo frher blhende Drfer mit fruchtbaren Feldern und saftigen Wiesen waren, sand man jetzt Gestrpp und wst liegende Flchen. Die Wolfe hatten sich so sehr vermehrt, da sie heulend in die Drser eindrangen, und auch die Dors-Hunde rotteten sich wie wilde Raubtiere zusammen. Nach einem Berichte des schwedischen Feldherrn Bansr war alles Land zwischen Oder und Elbe derart verwstet, da daselbst weder Hunde noch Katzen, geschweige denn Menschen und Pserde sich aufhalten konnten. Die verwilderten Soldaten plnderten, qulten und schndeten die armen Bauern mit ausgesuchter Bosheit. Das allgemeine Elend war unsglich, und um den Hunger zu stillen, griffen die Leute zu Blttern, Gras, Wurzeln und dem Fleische halb verwester Tiere. Tausende sanken in ein frhes Grab, andere machten durch Selbstmord ihrem elenden Leben ein Ende. Viele verlieen bettelarm die Heimat, um anderswo mit Weib und Kind vielleicht einem noch schlimmeren Schicksale entgegen zu gehen. Weil es an Arbeitskrften mangelte, Vieh, Saatkorn und Geld fehlten und die Bauern wegen ihrer geringen Bildung den Acker nicht erfolgreich genug zu bestellen verstanden, konnte der Landwirtschast nicht aufgeholfen werden. Viele Bauersleute verloren infolge ihrer starken Verschuldung ihr Besitztum oder gerieten in vllige Leibeigenschaft, andere schlssen sich den nach dem Kriege entlassenen Soldaten an und wurden Diebe und Ruber.2) 1) Im Jahre 1623 galt ein guter Taler soviel als 20 solcher, die sich im Umlauf befanden. 2) Wacker; Lesebuch Nr. 189: Deutschland nach dem Dreiigjhrigen Kriege". Brockmann, Lehrbuch der Geschichte. Tl 18

4. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 76

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
76 wache nach Pavia abholen, wo schon bald unter dem Jubel und Frohlocken des Volkes die Hochzeit gefeiert wurde. Otto beschenkte seine Gemahlin aufs reichste. Ihren Besitzungen in Italien fgte er reiche Gter hinzu; doch trotz ihrer hohen Stellung und ihres Reichtums blieb Adelheid demtig und bescheiden und fand ihr Glck in den Werken der christlichen Nchstenliebe. Sie grndete Klster und gab zur Ausstattung der Kirchen die reichsten Spenden; gegen die Gutgesinnten war sie huldreich, gegen die Lasterhasten unerbittlich strenge, gegen die Dienerschaft beobachtete sie eine ernsthafte Milde. An der Tafel war sie mig, in der Kleidung sittsam, und bei den Lobeser-Hebungen, die ihr wegen ihrer hohen Stellung und Macht gespendet wur-den, blieb sie ohne Stolz und berhebung. Die Tchter ihres Wider-sachers Berengar nahm sie nach dessen Absetzung zu sich und bte an ihnen die aufrichtigste Feindesliebe. 4. Adelheid als Witwe und ihr Ende. Im Alter von 42 Iahren verlor Adelheid mich ihren zweiten Gemahl, den Kaiser Otto, und es schien eine Zeitlang, als ob die Tage der Trbsal abermals der sie her-einbrechen sollten; denn Theophano, die Gemahlin ihres Sohnes, des Kaisers Otto Ii., wute es fertig zu bringen, da sie den kaiserlichen Hos verlaffen mute. Sie ging nach Italien, kehrte aber fchon bald nach dem Tode ihrer Schwiegertochter nach Deutschland zurck und war von neuem unermdlich ttig in den Werken der christlichen Liebe. Nach dem Tode ihres Sohnes fhrte die schon betagte Witwe fr ihren Enkel Otto Hl., der noch minderjhrig war, mit der grten Pflichttreue die vormundschastliche Regierung. Die letzten Tage ihres Lebens verbrachte sie im Kloster Selz im Elsa, wo sie am 16. Dezember im Jahre 999 ihr wechselvolles, liebe-reiches Leben beschlo. Jahrhunderte lang ist sie fr Dichter und Snger der Gegenstand der Bewunderung und Begeisterung gewesen, in den ita-tischen Sagen wurde sie wie eine zweite Helena gefeiert, und der Abt Odilo von Cluuy hat der groen Kaiserin in einer ausfhrlicheren Lebens-befchreibung ein dauerndes Denkmal gesetzt.*) Die letzten schsischen Kaiser. 1. Otlo Ii. 973983. Im Alter von achtzehn Jahren folgte Otto Il seinem Vater in der Regierung. Wegen seiner Jugend glaubten die Westsranken, eine passende Gelegenheit zu haben, Lothringen wie- !) Wacker. Lesebuch Nr. 182: Adelheid, Gemahlin Ottos des Groen."

5. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 12

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
12 Nicht so glcklich mar sein Zug nach Algier. Ein Sturm, der mehrere Tage anhielt, vernichtete die kaiserliche Flotte, und durch einen Ausfall der Trken kam das Heer in eine bedrngte Lage. Mit Mhe und unter mancherlei Gefahren kehrte Karl un-verrichteter Sache nach Spanien zurck (1541). Die durch die vielen Kriege bedingte Abwesenheit des Kaisers vom Reiche mar der inzwischen zur Tatsache gewordenen Kirchentrennung sehr frderlich. 3, Die Reformation als religise Bewegung. Lukher und die Veranlassung zur Kirchentrennung. Vor Luther hatte es neben den Versuchen einer ueren Reform der Kirche auch schon gegen die Lehre der Kirche gerichtete Bewegungen gegeben (Wiklif, Hus u. a.) Doch waren diese noch alle berwunden worden. Seitdem waren aber die Mistnde und tiie allgemeine Unzufriedenheit nicht verringert. Bei vielen, die der Kirche und dem von ihr verkndeten Glauben schon gleichgiltig oder gar feindlich gegenberstanden, bedurfte es nur eines krftigen Anstoes, um den lngst vollzogenen inneren Bruch mit der Kirche zu einem ueren Abfall zu machen. Diesen ersten Ansto gab Luther. Da er groen Erfolg haben wrde, lieen die geschilderten Zeitumstnde voraussehen. Obgleich er die alte Kirche nicht reformierte im Sinne der Forderungen des 15. Jahrhunderts, behielt man doch fr die Kirchentrennung den zum Schlagwort ge-wordenen Namen der Reformation bei. Martin Luther mar als Sohn eines Bauern und Bergmanns im Jahre 1483 zu Eisleben geboren. Nach Vollendung der notwendigen Studien bezog er die Universitt zu Erfurt, um Rechtswissenschaft zu studieren. Mit der Zeit bemchtigte sich seiner eine ernste Stimmung, die bisweilen in Trbsinn und Schwermut berging. Er fhlte sich von Gewissensngsten beschwert und trug sich mit dem Gedanken, Mnch zu werden; im Jahre 1505 trat er in den Augustinerorden ein. Aber das Klosterleben pate nicht fr ihn; obgleich er die klsterlichen Vorschriften gemissenhaft erfllte, fhlte er sich nicht zufrieden. Er studierte fleiig die hl. Schrift und kam namentlich beim Lesen der Briefe des hl. Paulus an die Rmer und die (Salater zu Ansichten, die mit der Lehre der Kirche nicht bereinstimmten; als er im Jahre 1508 Professor in Wittenberg wurde, trug er sie auch seinen Zuhrern im Hrsaal und in der Kirche vor. Da er behaup-

6. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 57

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
57 Dreiigjhrigen Krieg. Durch Belagerung und Feuersbrnste hatten viele Städte schwer gelitten; durch Einquartierungen, hohe Kriegs-steuern und Plnderungen war ihr Wohlstand zugrunde gerichtet; ansteckende Krankheiten, Hunger und Elend aller Art hatten die Brger zu Tausenden dahingerafft. Berlin, das am Ende des 16. Jahrhunderts 13 000 Einwohner zhlte, hatte nach dem Kriege nur noch 6000; die Einwohnerzahl Augsburgs war von 80 000 auf 16 000 herabgesunken. Der Krieg hatte den deutschen Warenhandel und das (Bewerbe vernichtet; die Hansa verfiel. Ruberei, hufige Mnz-Verschlechterungen *) und die fleiig betriebene Falschmnzerei strten den Binnenhandel. So kam fast der ganze Auenhandel, zum Teil aber auch der Binnenhandel an Holland, England und Frankreich. Deutschland wurde wieder ein Ackerbauland wie im 13. Jahr-hundert. Man bevorzugte fremde, besonders franzsische und eng-lische Stoffe, wofr groe Summen gezahlt wurden, die dem Vater-lande verloren gingen (A-la-mode-Kleibung). Die reichen Handelsstdte Nrnberg, Augsburg und Regensburg siechten langsam dahin; in Augsburg standen mehr als 2000 Wohnungen leer, und von 6000 Webern hatten nur noch 500 Beschftigung. Wenige Städte nur, wie Leipzig und Frankfurt a. M. sowie die groen Seestdte, blieben aus der Hhe und beteiligten sich durch ihre Messen am Welthandel. Andere Städte, wie Berlin und Mnchen, erhielten als Frstenwohnsitze ober Residenzen grere Bedeutung. Die Bauern. Am traurigsten sah es auf dem Lande aus. An vielen Stellen, wo frher blhende Drfer mit fruchtbaren Feldern und saftigen Wiesen gewesen waren, fand man jetzt Gestrpp und wst liegende Flchen. Die Wlfe hatten sich so sehr vermehrt, da sie rudelweise in die Drfer eindrangen. Die verwilderten Sol-baten plnderten, qulten und schndeten die armen Bauern. Das allgemeine Elenb war unsglich; um den Hunger zu stillen, griffen die Leute zu Blttern, Gras, Wurzeln und dem Fleische halb verwester Tiere. Tausenbe sanken in ein frhes Grab, anbere machten durch Selbstmorb ihrem elenben Leben ein Ende. Viele verlieen bettelarm die Heimat, um anberswo vielleicht einem noch schlimmeren Schicksale entgegen zu gehen. Die Vermehrung der Heere verminderte die lnblichen Arbeits- *) Im Jahre 1623 galt ein guter Taler soviel als 20 solcher, die sich im Umlauf befanden.

7. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 124

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
124 Mit- und Nachwelt hat ihm den Ehrennamen des Groen" gegeben. König Friedrich Wilhelm Iv. lie seinem groen Ahnherrn durch Rauch ein herrliches Denkmal errichten. Es steht in der Strae unter den Linden und stellt den König dar hoch zu Ro, umgeben von seinen Generalen und Staatsmnnern. Friedrich der Groe hat Preußen zu einer europischen Gromacht gemacht; statt 120 000 qkm mit 2y4 Millionen Einwohnern hinterlie er seinem Nachfolger ein Land von 200 000 qkm mit 6 Mill. Einwohnern. Das Land hatte durch die Belebung aller seiner Krfte besonders in den Stdten einen lebhaften Aufschwung genommen. Die Finanz- und Rechtspflege war gut ge-ordnet, die Verwaltung zielbewut, wenn auch strenge. Der erste Deutsche Kaiser konnte 100 Jahre nach dem Tode Friedrichs des Groen behaupten: Alles, was wir Groes und Gutes heute in unserm Lande bewundern, ist auf dem Fundament aufgebaut, das er gelegt hat." 3. sterreich und Rußland zur Zeit Friedrichs Ii. sterreich. Maria Theresia (17401780) verdient sowohl als Frau wie als Herrscherin rhmend hervorgehoben zu werden. Ihr vorbildliches Familienleben stach vorteilhaft ab von dem lockern Leben und Treiben an vielen frstlichen Hfen der da-maligen Zeit. In der Regierung des Landes war ihr Streben darauf gerichtet, in rastloser Arbeit wie Friedrich Ii. fr das Wohl ihrer Untertanen zu sorgen. Wenn auch Ungarn als selbstndiger Staat bestehen blieb, so hat sie doch den Grund gelegt zum deutsch-bhmischen Einheitsstaat und zu einer mehr einheitlichen Verwaltung. Das Heerwesen wurde nach dem Vorbilde Friedrichs des Groen umgestaltet und die Rechtspflege von der Verwaltung getrennt. Stndische Vorrechte wurden beschrnkt. Maria Theresia kann ferner als die Begrnderin des sterreichischen Schulwesens be-trachtet werden. Sie starb im Jahre 1780. In Wien ist ihr in neuerer Zeit ein von Zumbusch geschaffenes herrliches Denkmal gesetzt worden. Ihr folgte in den sterreichischen Erblanden Joseph Ii. (17801790), der schon seit 1765 deutscher Kaiser war. Ein Be-wunderer Friedrichs des Groen und ein aufgeklrter Freigeist, suchte er den sterreichischen Staat von Grund auf umzugestalten, besonders auf kirchlichem Gebiete. Hunderte von Klstern wurden

8. Geschichte des preußischen Staates - S. 38

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 38 — Jüngling, brachte der junge Kurfürst dennoch Kenntnisse und Fähigkeiten mit auf den Thron, die zu den schönsten Hoffnungen berechtigten. Vor allem zeichnete ihn ein festes Gottvertrauen aus, dazu ein hoher Verstand, früh gereift durch innere Arbeit und den Ernst der Zeit. Nach seiner Rückkehr aus Holland konnte er zu Berlin und Königsberg den traurigen Zustand des Landes und am Hose die unhaltbaren Zustände kennen lernen. Auch die Ratsversammlungen besuchte er, und schon damals reiste in ihm der Entschluß, im Gegensatz zu seinem Vater eine durchaus selbständige Regierung zu führen. f Von den edelsten Absichten beseelt, ausgerüstet mit hoher geistiger Fähigkeit, reich an mancherlei Erfahrung, begann der Kurfürst feine Regierung, die für seine Länder eine wahre Segenszeit werden sollte. Einigung des Landes. Die Gebietsteile des brandenbnrgischen Staates lagen weit von einander entfernt, und ihre Bewohner standen sich einander fremd und kalt gegenüber. Dazu hatten die einzelnen Länder noch besondere Rechte und Freiheiten. Die Preußen sahen in Friedrich Wilhelm nur ihren Herzog, die Bewohner der Mark nur ihren Kurfürsten, und von Liebe und Anhänglichkeit an ihren Landesfürsten war bei den Einwohnern der übrigen, zerstreut liegenden brandenburgifcheu Besitzungen wenig oder gar nichts zu merken. Kein Landesteil kümmerte ssich um die Not und das Elend in dem andern, und ungern sahen es die Einwohner der einzelnen Gebiete, wenn ein „Fremdling" bei ihnen zu Ämtern und Würden gelangte. Mit fester Hand suchte Friedrich Wilhelm die getrennt liegenden Gebiete seines Staates zu einem gemeinsamen Ganzen zu vereinigen, in dem er allein . Herr und Gebieter war, nicht gehemmt durch das Mitregieren der Stände. So wurde der große Kurfürst der Schöpfer eines einheitlichen brandenburgisch-preußischeu Staates.3) Das stehende Heer. Beim Regierungsantritte des großen Kurfürsten befand sich ein Teil feines Landes noch in den Händen der Schweden. Friedrich Wilhelm wollte aber Herr in feinem eigenen Reiche fein, und zu diesem Zwecke schuf er ein fchlagfertiges Heer, das jederzeit bereit fein sollte, unter die Waffen zu treten. Brandenburg besaß nämlich bis dahin, wie fast alle Staaten, nur Söldnerscharen, die zur Zeit des Krieges augeworbeu wurden; nach dem Kriege bildete dieses Raubgesindel eine wahre Landplage, die im eigenen Lande oft schlimmer hauste als in Feindesland; dazu mußten 3) In Kleve ließ er den Edelmann Wilich von Winnenthal, in Königsberg den Schöpperineister Hieronymus Rode ins Gefängnis werfen. Der preußische Oberst von Kalkstein, der mit den Polen Verbindungen angeknüpft hatte, wurde ergriffen und hingerichtet.

9. Geschichte des preußischen Staates - S. 2

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 2 — Beschaffenheit. Die Wenden waren von mittelgroßem, kräftigem Körperbau. Ihre braungelbe Hautfarbe, das dunkle Haar und die kleinen, feurigen Augen unterschieden sie wesentlich von ihren deutschen Nachbarn. Sie waren nüchtern und ehrlich, tapfer bis zur Tollkühnheit und gastfrei; Lüge und Diebstahl haßten sie. Wohnungen. Die Wenden liebten die gemeinsamen Ansiedlungen in Niederungen; hier legten sie ihre ringförmigen Dörfer und Städte an und suchten sie durch Gräben, Wälle und Burgen oder Garts (Stargard, Belgard) zu schirmen. Ihre Wohnungen waren Block- oder Lehmhäuser; Menschen und Tiere wohnten unter demselben Dache. Beschäftigung. Ackerbau, Viehzucht und Fischerei bildeten die Hauptbeschäftigung dieses Volkes. In Blüte stand bei den Wenden die Bienenzucht; aus dem Honig wußten sie ein berauschendes Getränk herzustellen, das sie Met nannten. Ferner finden wir bei ihnen die Anfänge der Gewerbe; sie verstanden die Weberei und Töpferei, und aus Bronze und^ Eisen verfertigten sie ihre Waffen und manche Geräte. An der Ostsee, z. B. in Danzig, in Wineta auf Wollin vder Usedom und später in Stettin entwickelte sich ein lebhafter Tauschhandel; ihre Hanbelsstraßen führten nach Pommern, Polen und Sachsen. Religion. Ihre Religion war eine Vergötterung der Naturkräste. Ein höchstes Wesen fehlte ihnen. Bielbog war der Gott des Guten und des Lichtes, Czerny bog der Gott des Bösen und der Finsternis. Dem Kriegsgotte Rad eg äst zu Ehren wurden feierliche Feste begangen, und der dreiköpfige Gott Triglav wurde als Gott des Himmels, der Erde und der Unterwelt auf einem Berge bei Brandenburg ganz besonders verehrt. Hierhin strömte das Volk in großen Scharen, um sich aus dem Wiehern eines schwarzen Rosses weissagen zu lassen. — In Tempeln und Hainen standen die häßlichen Götzenbilder, denen Früchte, Tiere oder auch Menschen als Opfer dargebracht wurden. — Die Priester genossen als Seher und Vertraute der Götter großes Ansehen. Staatliches. Der Vater war das Haupt der Familie; er hatte unumschränkte Herrschaft und bestimmte über Leben und Tod der Seinen. Die Frauen wurden nicht als die Gemahlinnen des Mannes, sondern als seine Sklavinnen betrachtet und behandelt. Starb der Mann, so mußte ihm nicht selten eine Frau durch den Tod auf dem Scheiterhaufen nachfolgen. Die lebensmüden Greife wurden auf ihren Wunsch von ihren Kindern getötet; denn man glaubte, nur auf einen gewaltsamen Tod folge ein glückliches Jenseits, und nur Tapfern und Gerechten würde ein Sitz bei den Göttern bereitet. Die Toten wurden verbrannt; ihre Asche bewahrte man in Urnen auf. — Mehrere Familien wählten sich ein gemeinsames Oberhaupt, den Pan; an

10. Geschichte des preußischen Staates - S. 48

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 48 — olle Kenntnisse hätte, dabei aber ein böses, gottloses Herz!" — Jeden Tag begann sie mit einer Morgenandacht, an der ihre Kinder und die ganze Dienerschaft teilnehmen mußten. Auch besuchte sie täglich die Kirche und brachte eine längere Zeit im Gebete zu. Ihrem Hofprediger befahl sie, ihr mit seinem Rate beizustehen, damit sie vor Sunde und geistigem Schlummer bewahrt bleibe Sie bewirkte die Herausgabe eines Gesangbuches, worin vier Gesänge ihr zugeschrieben werden; so soll sie die Verfasserin des schönen Liedes: „^esus, meine Zuversicht," sein. Ihr Tod. Im besten Lebensalter wurde Luise von einem Brust-übel befallen. Sie machte gerade eine Reife nach dem Haag zu ihrer Mutter. Schwerleidend kehrte sie nach Berlin zurück. Die Krankheit wurde mit jedem Tage jchlimmer, und schon bald hauchte die edle Fürstin im Alter von 39 Jahren ihre schöne Seele aus Ties ergriffen kniete der Kurfürst neben ihrem Bette und hielt die Hände der Sterbenden fest umschlossen. Oft noch trat er später vor ihr Bild, welches in Lebensgröße über seinem Arbeitstische hing, und sprach: „O Luise, wie sehr vermisse ich Dich und Deinen Rat!" Ihr Tod ries tnt Lande großen Schmerz hervor, alles Volk trauerte mit dem Kurfürsten. Die Armen hatten ihre edelste Wohlthäterin verloren, die Waisen ihre fürsorgliche Mutter. Friedrich Iii., Kurfürst von 1688—1701. Wahlspruch: „Jedem das Seine."') Persönliches. Da der älteste Sohn des großen Kurfürsten und seiner Gemahlin Luise Henriette gestorben war, wurde Friedrich Kurprinz, der 1688 seinem Vater in der Regierung solgte. Friedrich war von schwächlichem Körper und etwas verwachsen. Er hatte in den ersten Lebensjahren das Unglück, daß ihn seine Wärterin fallen ließ, die gewissenlos genug war, den Unfall zu verschweigen. Die Folge davon war, daß der Prinz kränkelte und eine Rückgratsverkrümmung erhielt. Von seiner Mutter wurde er deshalb mit doppelter Liebe gepflegt. Der Prinz erhielt eine strenge Erziehung. Frühmorgens sechs Uhr mußte er ausstehen, sich schnell ankleiden und dann sein Morgengebet knieend verrichten. Schon um sieben Uhr wurde mit dem Unterrichte begonnen, der von tüchtigen Lehrern erteilt wurde. Neben der geistigen Ausbildung wurde auch die körperliche nicht vernachlässigt. Außer einer großen Gutmütigkeit und Milde und einem reichen, fremden Einflüssen leicht zugänglichen Gemüte besaß der Prinz eine auffallende Neigung für Eitelkeit und äußeren Glanz. 3) „Suum cuique“.
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